Über Till
Über Till Eulenspiegel
Er ist wohl der bekannteste Narr der europäischen Kulturgeschichte und bis heute das Sinnbild des lustigen Spötters.
Doch sieht man einmal von den Kinderversionen seiner Geschichten ab und beschäftigt sich mit der ursprünglichen Erzählung, dann merkt man bald, dass dieser Till Eulenspiegel vor allem durch eine derbe Unangepasstheit auffällt und mehr Zeichen schierer Boshaftigkeit zeigt als uns lieb ist. Der Großteil seines Lebens verbrachte er im Braunschweiger Land, aber seine Reisen führten ihn, ungewöhnlich für seine Zeit, nicht nur nach Berlin, Ulm und Nürnberg, sondern bis Prag und Rom. Er dürfte um 1350 in Mölln gestorben sein, wo auch seit dem 16. Jahrhundert ein Gedenkstein an ihn erinnert. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Geschichten immer wieder umgeschrieben und an den Zeitgeist angepasst, so dass aus der ursprünglich derben Figur des Till Eulenspiegel ein sympatischer Possenreißer wurde.
Der Till war, wie ihn einige heute sehen, ein Verhaltensauffälliger, der besser nicht von einem Psychiater begutachtet werden dürfte. Er hat sich selbst unterhalten, seltener seine Zuschauer. Er hat gemacht, was ihm Spaß machte und andere ärgerte. Er war vulgär, hat oft Mist gebaut. Das Schlimmste war: Er hat, wenn überhaupt, 500 Jahre zu früh gelebt.
Till Eulenspiegel hat heute ein besseres Image als zu seinen angenommenen Lebzeiten.Heute wäre er gut beraten aus seinen Eingebungen einen Beruf zu machen. Er wäre Berufs-Entertainer, Comedian oder Kabarettist geworden, Büttenredner, Bestseller-Autor und hätte eine eigen Fernsehreihe. Eines hat er, wenn er überhaupt gelebt hat, lebenslang versäumt weil die Zeit noch nicht reif dafür war. Vielleicht ist auch ganau das die Rolle dieser Figur: Der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, in dem sie nicht seine, sondern ihre Narrheit spiegelt.
Interessant ist, dass bei Tills Namensgebung wahrscheinlich zwei Bedeutungsebenen herangezogen wurden. Nämlich die ältere Tradition als Zeichen seiner geistigen Überlegenheit über seine Zeitgenossen und der verborgenen Weisheit in seinen Streichen. Zugleich aber deutet die Tradition des Mittelalters auf das zerstörerische und aufwieglerische Potential seiner Geschichten hin. Am bekanntesten ist sich der Ausspruch “Ich bin ulenspegel.” Heute denkt man dabei vor allem an die Bedeutung “Ich bin euer Spiegel” beziehungsweise “Ich halte euch den Spiegel vor.”
Der Name Eulenspiegel kommt übrigens nicht von der Eule. Im plattdeutschen “Ulenspeygel” bedeutet der Name “Ulen = fegen, reinigen und “spiegel” = Spiegel in der Jägersprache, also Hinterteil.
“Ul`nspegel” bedeutet daher nichts anderes als ” Wisch mir den Hintern” oder hanseatisch:
“Klar mi an Mors” Hic-fuit, Ich bin es gewesen.
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